Bekleidung kann sehr modisch sein. Doch das Problem mit der Mode ist, dass sie sich konstant wandelt und auf diese Weise zu inflationärem Konsum führt. Dementgegen gibt es einige Kleidungsstücke, die sich seit Jahrzehnten kaum verändert haben und schon in den 1960er-Jahren Stilikonen wie Sean Connery, Steve MCQueen, Cary Grant und Paul Newman geschmackvoll kleideten.

In diesem Beitrag stelle ich euch, liebe Freunde des kultivierten Lebensstils, 20 dieser Klassiker vor und verrate, worauf ihr beim Kauf besonders achten solltet.
Außerdem blende ich zu jedem Artikel eine konkrete Empfehlung und den zugehörigen Preis ein, sodass sich am Ende des Beitrags eine Gesamtsumme ergibt.

#1

Das erste Kleidungsstück ist – wenig überraschend – der dunkelblaue Anzug. Was aber überraschend sein dürfte ist, dass es sich hierbei um den einzigen Anzug auf der Liste handelt. Der Stoff des Anzugs sollte wenig Textur aufweisen, damit er sich auch für formelle Anlässe eignet. Damit sich das Sakko ebenfalls einzeln ohne passende Hose tragen lässt, sollten die Taschen keine Patten haben. Im Zweifelsfall lassen sich die Patten aber auch in die Taschen hinein einstecken und vernähen.
Nicht zu verachten ist die Verarbeitung des Anzugs. Der Anzug sollte mindestens im Brustbereich unfixiert verarbeitet sein. Achtet in der Produktbeschreibung auf die Begriffe unfixierte Verarbeitung oder “Half Canvassed”.

#2

Das zweite Kleidungsstück, das in jede vielseitige Garderobe gehört ist ein Tweed-Sakko aus Wolle mit einem Gun Club, Glencheck oder Fischgrätmuster.
Als Farben eignen sich dunkelgrün, olivgrün und braun. So passt das Sakko zu allen Hosen, die ich später vorstellen werde.

Das schließt die dunkelblaue Anzughose übrigens aus.

Ihr könnt es dann an kälteren Tagen als Alternative zum blauen Sakko zu gesellschaftlichen Anlässen oder auch ins Büro tragen.

Beim Tweedsakko ist ebenso wie beim Anzug die halbfixierte Machart mit Einlage aus Rosshaar vorzuziehen. Zudem spielen die Details eine wichtige Rolle – oder genau genommen, die Abwesenheit von Details. In den letzten Jahren sind Ellenbogenpatches, Kontrastknopflöcher und bunte Knöpfe in Mode gekommen – darum gilt es einen großen Bogen zu machen.

#3

Hemden zählen traditionell zur Unterwäsche und verschleißen recht zügig, insbesondere am Kragen und den Manschetten. Daher investiere ich persönlich in Hemden das kleinste Geld. Sie sind dennoch essentiell für eine zeitlose Garderobe und nicht zu verachten.

Konkret empfehle ich als erstes Hemd ein hellblaues Oxford Cloth Button Down. Aus diversen Gründen ziehe ich es sogar einem weißen Popelinehemd vor. So lässt sich das OCBD vielseitiger – von Anzug bis zur Jeans – kombinieren. Außerdem steht der hellblaue Farbton Menschen mit heller Haut besser.

#4

Erst danach folgt das weiße Hemd. Anstelle des weit verbreiteten Popelinhemds würde ich alternativ eher zu einem Hemd in Twillwebart greifen. Es ist weniger durchsichtig und fühlt sich satter auf der Haut an. Bei den Hemden gilt das Augenmerk dem Kragen. Dieser sollte bei beiden Hemden so groß ausfallen, dass die Kragenschenkel unterm Sakkokragen verschwinden. Das Button-Down-Hemd sollte zudem einen schön weichen Kragen haben. Modische Hemden haben meist viel zu kleine steife Kragen.
Dass auch hier Kontrastknopflöcher und wilde Garnfarben zu vermeiden sind, muss ich, denke ich, nicht nochmal erwähnen.

Da Hemden als Unterwäsche direkt am Körper anliegen, ist bei allen Hemden besonders auf das Material zu achten. Ein Kunstfaseranteil kommt nicht infrage! Stattdessen sollten alle Hemden in einer universellen Garderobe aus reiner Baumwolle bestehen.

#5

Für die besonders sommerlichen Tage und freizeitlichen Aktivitäten gehört ein Breton-Shirt bzw. Marinière in eure Garderobe. Dieses sollte aus reiner Baumwolle gestrickt sein, im Erscheinungsbild einem T-Shirt ähneln und blau-weiß bzw. weiß-blau gestreift sein. Das besondere an diesem Shirt ist, dass es so ziemlich jede Hollywood-Legende der 60er-Jahre getragen hat und es auch heute noch eine exzellente Figur macht. Zu legeren Anlässen kann man sich sogar das dunkelblaue Sakko überwerfen und ist angemessen gekleidet.

#6 / #7

Zu den mit Abstand vielseitigsten und unterschätztesten Kleidungsstücken, die gerade erst ihr Comeback machen, sind langärmlige Poloshirts. Zwei davon, eines in weiß, eines in dunkelblau, sollte man davon im Kleiderschrank haben.
Am Mittwoch noch in einer eleganten Kombination aus Sakko und Flanellhose getragen, kann es am Samstag mit hochgekrempelten Armen zur Chino bereits eine ganz andere Seite zeigen.
Ebenso wie alle anderen Hemden sollten die Poloshirts aus reiner Baumwolle bestehen. Ich persönlich trage sehr gerne die Feynman Polos von GIIN aus Baumwolljersey. Was sie für mich darüber hinaus auszeichnet, ist der Kragen, der im Gegensatz zu anderen Polos nicht gestrickt ist, und damit nicht unter dem Kragen des Sakkos rutscht.

#8

Die wichtigste Hose jeder Garderobe ist die beige Chino. Vom Marinière bis zum Anzugsakko kann sie es mit allen Oberteilen und Anlässen aufnehmen.
Wie sie genau geschnitten sein muss, ist Geschmackssache. Achtet lediglich darauf, dass die Bundhöhe klassisch hoch und nicht modisch niedrig ist. Sie sollte auf Höhe der Taille, nicht auf Höhe der Hüfte sitzen. Zudem ist zu einer moderaten Beinweite, die ausreichenden Komfort bietet und eine harmonische Silhouette erzeugt, zu raten.
Im Moment trage ich sehr gerne die Chino von Boyant. Sie erfüllt die beiden oberen Anforderungen und hat zusätzlich einen ansprechend gestalteten Bund, doppelte tiefe Bundfalten sowie Umschläge.

#9

Die zweite essentielle Hose für eure Garderobe ist eine mittelgraue Flanellhose. Sie sollte aus reiner Wolle bestehen, leicht genug sein, sodass man sie auch an kühlen Sommertagen tragen kann und über Side Adjusters verfügen, sodass man sie ohne Gürtel tragen kann.
Ansonsten gelten die gleichen Maßgaben, wie für die Chino.
Die Flanellhose ist die formellere der beiden Hosen und in erster Linie für den Alltag mit dem dunkelblauen Anzug- und dem Tweedsakko, sowie für festliche Anlässe, vorgesehen.

#10

Das zehnte Kleidungsstück auf der Liste schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Auf der einen Seite zählt es zu den Strickwaren, wie ein Pullover, und auf der anderen Seite ist es eine Jacke. Es könnte auch Ersatz für einen Bademantel sein.
Die Rede ist von einer Strickjacke. Die schönsten Strickjacken sind aus Wolle oder Kaschmir. Sie sind etwa gesäßlang, mit Knöpfen aus Büffelhorn oder Leder, breitem Schalkragen und im Zopfstrickmuster gestrickt.
Meine hier gezeigte Strickjacke ist schon etwas mitgenommen aber sie trägt sich immer noch ganz hervorragend im Haus oder an frischeren Abenden im Garten.

#11

Ein Kleidungsstück mit einer riesigen Fangemeinde ist die Wachsjacke. Und das hat seine Berechtigung. Die Wachsjacke könnt ihr über dem blauen Anzug oder aber, wenn ihr wollt, zur Gartenarbeit anziehen. Obwohl ich erst seit zwei Jahren eine eigene Wachsjacke besitze, hat sie sich schnell zu meinem meistgetragenen Kleidungsstück entwickelt. Daher werde ich bald ein dediziertes Video nur zu dieser Ikone machen.
Wachsjacken ergeben den meisten Sinn in unserer zeitlosen Garderobe in Farbtönen wie dunkel- oder olivgrün. Sie sollten mindestens so lang sein, dass darunter getragene Sakkos komplett verdeckt werden.

#12

Die dritte und letzte Jacke in eurer Garderobe sollte keine Jacke sondern ein formeller Mantel sein wie zum Beispiel ein camelfarbener Polo Coat. Hier gibt es eigentlich nur zwei Regeln – Der Mantel sollte großzügig geschnitten sein, damit ein Sakko darunter Platz findet. Außerdem hat er kurz unterhalb der Knie zu enden. Alles darüber ist eine Jacke und erzeugt ein deutlich weniger elegantes Erscheinungsbild. Der klassische Polo Coat ist aus Kamelhaar und zweireihig mit steigendem Revers, Briefcase-Pockets und Umschlägen geschnitten. Aber auch ein schlichterer einreihiger Mantel mit Paspeltaschen und fallendem Revers aus Wolle oder Kaschmir wird seinen Dienst exzellent verrichten.

#13

Kommen wir nun zu den Schuhen. Das formellste Paar Schuhe in dieser Liste ist ein dunkelbrauner Oxford aus Glattleder. Hier bieten sich verschiedene Formen an, zum Beispiel ein Austerity Brogue oder ein Adelaide. Dieser Schuh sollte maximal als Quarter Brogue und ohne Medallion ausgeführt sein, sprich, das Lochmuster gehört hierbei nur auf die Naht der Zehenkappe.
Bei einem Schuh lohnt es sich immer in ein rahmengenähtes Exemplar zu investieren.

#14

Der vielseitigste Schuh auf dieser Liste ist der Penny Loafer in mittelbraunem Rauhleder, sogenanntem Snuff Suede oder Polo Suede. Ein Penny Loafer lässt sich ebenso zum blauen Anzug wie zur Chino mit Poloshirt souverän kombinieren.
Ich persönlich fahre, oder gehe besser gesagt, seit vielen Jahren gut mit meinen Loafern von Fabian Zug. Die Schuhe von Fabian werden in Portugal Goodyear welted verarbeitet. Was für mich besonders hervorsticht sind das hochwertige englische Reverse Calf und die ausgezeichneten Rendenbachsohlen.

#15

Ein komfortabler freizeitlicher Schuh darf ebenso wenig in der Garderobe fehlen. Für einen möglichst zeitlosen Auftritt empfiehlt sich ein weißer klassischer Ledersneaker oder, wenn ihr nördlich der Elbe wohnt, ein Segelschuh in braunem Leder.

#16 / #17

Abschließen möchte ich die Liste gerne mit einigen ausgewählten Accessoires. Den Anfang machen zwei essentielle Krawatten, die ich bereits näher in meinem Video zu den 5 ersten Krawatten für jede Garderobe beleuchtet habe – die dunkelblaue Grenadine Garza Fina sowie die bordeauxrote Grenadine Garza Grossa. Zusammen bilden sie die Grundlage für alle gesellschaftlichen und geschäftlichen Anlässe. Sollte man nur zwei Krawatten besitzen, dann diese beiden.
Bei den Krawatten gilt darauf zu achten, dass sie moderat breit und nicht modisch schmal geschnitten sind. Eine Krawatte sollte mindestens 8 cm breit sein. Zudem ist ausgesprochen empfehlenswert, eine handgenähte Krawatte zu wählen, da diese flexibler und dadurch wiederum belastbarer und haltbarer ist.
Besonders schön sind handwerkliche Details wie handrollierte Kanten und Riegelnähte.

#18

Auch ein Einstecktuch gehört in jede klassische Garderobe. Es lenkt den Blick vom Rumpf des Trägers in Richtung Gesicht. Ein vielseitiges Einstecktuch reicht völlig aus – und es gibt nun mal kein vielseitigeres als das weiße Leineneinstecktuch. Das Leineneinstecktuch sollte mindestens 30 cm und maximal 40 cm Kantenlänge aufweisen und auf jeden Fall über handrollierte Kanten verfügen.

#19

Für kalte Wintertage darf kein Kaschmirschal in der Garderobe fehlen. Damit ihr an diesem möglichst lange Freude und euch nicht nach kurzer Zeit satt gesehen habt, sollte er einfarbig oder dezent gemustert sein. Eine zurückhaltende Farbe, die außerdem zu allen anderen Kleidungsstücken in dieser Liste passt, sollte gewählt werden. Das kann zum Beispiel camel, flaschengrün, dunkelbraun oder hellblau sein.

#20

Das letzte Element auf dieser Liste ist ein Joker – sucht euch etwas aus. Wie wäre es mit einer schnittigen Sonnenbrille, einem edlen Schreibwerkzeug, feinen Strümpfen, einer hochwertigen mechanischen Uhr, einem klassischen Haarschnitt von einem qualifizierten Friseur, einem markanten Duft oder einer Mitgliedschaft im Fitnessstudio, damit euch die Garderobe auch langfristig passt.
Ich habe zuletzt meine Freude an gediegenen Rasurprodukten entdeckt und soeben von The Art of Shaving eine Rasierseife und Rasieröl erhalten. Nachdem ich bereits gemerkt habe, was für einen Unterschied ein guter Rasierpinsel und After Shave machen können, bin ich ganz besonders auf das Rasieröl gespannt.

Was sagt ihr zu meiner Liste? Fehlt etwas? Ist Etwas überflüssig? Ich freue mich auf die Diskussion in den Kommentaren.

Der Gesamtpreis der Garderobe, zusammengesetzt aus meinen konkreten Empfehlungen, liegt abschließend bei 5904,65 €.

Wenn ihr mehr über den Aufbau einer klassischen Garderobe erfahren wollt, wird euch bestimmt auch interessieren, wie sich meine persönliche Garderobe zusammensetzt. Das erfahrt ihr hier.

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