Kennst du dieses Problem? Jeden Morgen quälst du dich erneut mit dem Gedanken, welche deiner Kleidungsstücke sich miteinander kombinieren lassen. Komplexität ist der Grund, weshalb sich die meisten Leute jeden Tag wieder und wieder für denselben anthrazitfarbenen Anzug mit dem gleichen weißen Hemd entscheiden.

Liebe Freunde des kultivierten Lebensstils, das ist doch kein Zustand! Daher stelle ich in diesem Video ein System mit 5 Faktoren vor, das ich mir im Laufe der letzten acht Jahre erarbeitet habe. Damit wird der allmorgendliche Griff in die Garderobe nicht mehr zum Griff ins Klo.

FARBE

Farbe ist ein mächtiges Instrument. Darauf, dass es leicht missinterpretiert werden kann, zum Beispiel durch lindgrüne oder fliederfarbene Hemden, werde ich nicht weiter eingehen. Ich nehme also an, du hast bereits eine klassische Garderobe
mit Hemden in weiß, hellblau und rosa,
Anzügen und Sakkos in blau, grau, braun, beige und Grüntönen,
Schuhen in schwarz, braun und bordeaux
sowie vielen verschiedenen Krawatten und Einstecktüchern aufgebaut.
– gut gemacht!
Die größere Herausforderung folgt nun noch – das Kombinieren dieser Kleidungsstücke.
In der Theorie ist das Kombinieren verschiedener Farben ganz einfach. Einerseits gibt es neutrale Kombinationen, wie das dunkelblaue Sakko mit der grauen Hose, die einen nüchternen Rahmen bilden. Auf Basis dieser Grundlage können beliebige Accessoires hinzugefügt werden.
Auf der anderen Seite ist es möglich, anhand verschiedener Farbtheorien aus der Farbenlehre, harmonische Arrangements mehrerer Farben abzuleiten.

In der Praxis sieht es jedoch ganz anders aus. Es ist nicht nur unmöglich, kontinuierlich die verschiedenen Farbkreise, Farbsysteme und Farbkörper vor Augen zu haben. Erschwerend kommt hinzu, dass Kleidungsstücke in den seltensten Fällen in reinen, sprich knalligen Farben gefärbt sind sondern verschiedenste Abstufungen und Nuancen dieser aufweisen.

Genau dafür bietet Adobe ein kostenfreies Online-Tool unter dem einfallsreichen Namen color an.

Hier wählt man einfach eine Ausgangsfarbe aus und erhält auf Basis verschiedener Farbtheorien passende Farben, die man dazu kombinieren kann. Natürlich ist das keine permanente Lösung aber wenn es ein paar Mal ausprobiert hat, geht es von alleine ins Blut über.

TEXTUR

Die Textur eines Stoffes definiert dessen Formalität. Je feiner das Garn, desto glatter und formeller wirkt der daraus resultierende Stoff – und andersherum. Ebenso hat die Webart einen entscheidenden Einfluss auf die Textur und grundsätzlich auch die verwendete Faser bzw. die Mischung.

Um eine Übersicht zu schaffen, habe ich einige Stoffe nach Intensität der Textur gegliedert.

1.
Seidentwill / -satin
Baumwollpopelin
Wolle in Leinwandbindung

2.
Grenadine Garza Fina
Twill
Hopsack / Panama
Flanell

3.
Grenadine Garza Grossa
Leinen in Leinwandbindung
Fischgrät
Gabardine
Wolle-Seide-Leinen-Mischung
Cavalry Twill

4.
Seide-Leinen-Mischung
Wolle-Leinen-Mischung
Cord
Wolltweed
Shantung-Seide

Je mehr Textur ein Outfit aufweist, desto anregender wirkt es für den Betrachtenden, da im Unterbewusstsein eine zusätzliche Dimension verarbeitet wird. Als Faustregel sollte man die Anzahl der texturierten Kleidungsstücke und den Grad der Textur nach der Formalität des Anlasses richten. Je informeller, desto mehr Fläche des Outfits kann texturiert sein. Zu formellen Anlässen gilt es, sich etwas zurückhaltender, neutraler und somit weniger texturiert zu kleiden.

MUSTER

Das Tragen mehrerer Muster miteinander stellt für Viele die absolute Königsklasse des Kombinierens dar, dabei kann es mit einem einzigen Stichwort erläutert und entzaubert werden – Skalierung
Die Skalierung eines Musters beschreibt dessen Rapportgröße, oder einfach ausgedrückt, wie häufig sich das Muster auf einer bestimmten Fläche wiederholt.
In der Praxis liegt der Trick nun darin, verschieden skalierte Muster miteinander zu kombinieren. Dabei ist der Mustertyp ziemlich irrelevant, solange es möglich ist, aus dem gesamten Muster eine einzelne Wiederholung zu abstrahieren.
Zum Beispiel kannst du dich fragen, ob die Streifen deiner Krawatte eine andere Breite haben als das Gingham-Karo des Hemdes. Oder, ob mehrere Karos deiner Glencheck-Krawatte in ein Karo deines Windowpane-Anzugs passen. Falls die Antwort auf die Fragen ja ist, steht einer Kombination Nichts im Wege.

PASSFORM

Die Passform ist ein enorm umfangreiches und komplexes Thema und kann, nur für sich allein genommen, mehrere Videos füllen.
Da der Fokus dieses Videos auf dem Zusammenstellen von Outfits liegt, möchte ich nur kurz das Kombinieren mehrerer Kleidungsstücke mit verschiedenen Passformen ansprechen.
Konkret gilt es hierbei darauf zu achten, dass sich zum Beispiel der weite Schnitt einer Hose auch im Sakko wiederfindet, die Krawattenbreite mit der Reversbreite korreliert oder aber die Länge eines Leisten eines Schuhes von der Fußweite der Hose abhängig ist.

Kurz gesagt – es geht um Verhältnismäßigkeit. Und das führt mich direkt zum 5. und letzten Punkt.

VERHÄLTNISMÄßIGKEIT

Nicht nur auf der Ebene der Passform geht es um Verhältnismäßigkeit, sondern auch in der Summe aller Faktoren.
Soll heißen, weder zu viele Farben, Texturen und Muster, noch zu wenige, ergeben ein gelungenes Outfit. Die Krux ist es, den goldenen Mittelweg zu finden und alle Faktoren untereinander in Einklang zu bringen.
Verhältnismäßigkeit bezieht sich auch auf den Anlass, für den das Outfit zusammengestellt wird. Es sollte im Verhältnis zum Anlass stehen, weder unangemessen lässig, noch unnötig streng.

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