Eigentlich wollte ich heute ein Wardrobe-Update drehen und euch die Neuzugänge meiner Garderobe vorstellen, doch ich habe seit dem letzten Beitrag dazu nur zwei Anzüge, ein Sakko, zwei Hosen und ein paar Hemden neu hinzugefügt.

Stattdessen haben mich deutlich mehr Kleidungsstücke verlassen, da ich sie aus verschiedensten Gründen einfach nicht mehr getragen habe.

Und das hat mich auf die Idee gebracht, meine vergangenen Kaufentscheidungen zu reflektieren und daraus die 5 größten Fehler, die ich beim Aufbau meiner Garderobe gemacht habe, abzuleiten.

Liebe Freunde des kultivierten Lebensstils, heute werdet ihr Zeuge meines Scheiterns, denn ich gebe euch fünf Fingerzeige, die ihr beherzigen solltet, wenn ihr ohne lästige Umwege eine zeitlose Garderobe aufbauen möchtet.

Gibt es sartoriale Anschaffungen, die ihr bereut? Schreibt es mir in die Kommentare.

Ich habe das Gefühl, der heutige Beitrag wird für mich besonders cringe.

Das ganze ist chronologisch, also fangen wir an mit…

1. HALBHERZIGKEIT

Meine ersten Annäherungsversuche an klassische Bekleidung waren alles andere als konsequent.
Es ist völlig normal, dass man sich langsam an neue Materie herantastet und es natürlich immer eine gewisse Transitionsphase gibt.
Niemand kann seine Garderobe vom einen auf den anderen Tag komplett umstellen.
“Halbherzig” bezieht sich in diesem Kontext aber auf die einzelnen Kleidungsstücke, die ich damals gekauft habe.
Im Grunde genommen besteht jedes Kleidungsstück aus zwei Variablen. Dem Schnitt und dem Stoff. Ich habe damals angefangen, Kleidungsstücke aus Stoffen zu kaufen, die zwar eindeutig dem klassischen Stil zugeordnet werden können – der Schnitt passte allerdings überhaupt nicht zum Stoff. Die Teile waren weder Fisch noch Fleisch.

Das ist im Umkehrschluss mit der Situation zu vergleichen, wenn ältere Herrschaften versuchen jung auszusehen und beschließen, Denim Jeans zu tragen, sich allerdings für einen dieser weiten labbrigen Schnitte mit Bundfalten entscheiden.

Da passt der Schnitt ebenfalls nicht zum Stoff.

Kurzum – achtet bei der Umstellung eurer Garderobe darauf, dass Schnitt und Stoff der neuen Kleidungsstücke kohärent sind.

2. PROJEKTE

Meine nächste Veranlagung, die mich genau genommen bis heute verfolgt, ist, dass ich angefangen habe, Projekte zu kaufen.
Ich meine – schaut euch meinen Jaguar an, meine Möbel, im Grunde genommen sogar das gesamte Haus oder halt mein YouTube-Kanal. Und nun stellt euch vor, wie damals meine Garderobe aussah.

Vor meinem inneren Auge haben all diese Anschaffungen verdammt viel Sinn ergeben, wenn sie einmal angepasst oder repariert und abgeschlossen sind. Das habe ich bestimmt auch bei diesem zweireihigen dunkelroten Blazer aus Rohseide gedacht, den ich zu einem Dinner-Jacket umfunktionieren wollte.

Das Problem ist, dass sich euer Geschmack zu Beginn extrem schnell verändert. Das muss man akzeptieren.
Meistens könnt ihr ein Projekt gar nicht erst fertig stellen, bis ihr euch darüber hinaus entwickelt habt.

Einige ahnen es bereits – ja – das heißt auch, dass ihr eure ersten Gehversuche nicht in Maßanzügen, Maßschuhen oder Maßhemden machen solltet.
Maßanfertigungen benötigen in der Regel einige Monate, währenddessen die Gefahr groß ist, dass ihr das Interesse an dem Stück verliert oder euch mehrmals umentscheidet. Im schlimmsten Fall gefällt es euch nach der Fertigstellung gar nicht mehr und ihr habt viel Leergeld versenkt.

3. UNKOMBINIERBARES

Kommen wir zu einem Fehler, den wirklich jeder macht, und mit dem ihr Gefahr lauft, niemals euer Ziel einer zeitlosen Garderobe zu erreichen, wie ihr es eigentlich vorhabt – Kleidungsstücke, die sich nur sehr schwer kombinieren lassen.

Das können Hosen in bunten Farben oder Sakkos mit ausgefallenen Mustern sein.

Ich bin – was das angeht, keine Ausnahme gewesen.

Eines haben diese Kleidungsstücke meistens gemein – es sind Spontankäufe, die man als Schnäppchen im Sale oder Outlet erstanden hat.

Um euch solche einseitigen Kleidungsstücke erlauben zu dürfen, solltet ihr zunächst alle essentiellen Kleidungsstücke in eurer Garderobe abgedeckt haben.

Aber auch jetzt stelle ich noch fest, dass ich eher ausgefallene Kleidungsstücke, die ich selten trage, als Fehler ansehe, als solche, die vielseitig sind und häufig zum Einsatz kommen.

4. ACCESSOIRE-OVERKILL

Ein weiteres Missgeschick, das aus Spontankäufen entsteht, ist, den Fokus der Anschaffungen auf Accessoires zu shiften.

Accessoires haben es nun einmal an sich, dass sie günstiger sind als andere Kleidungsstücke. Krawatten sind günstiger als Anzüge, Einstecktücher günstiger als Sakkos und Strümpfe günstiger als Schuhe.

Daher läuft man bei Accessoires noch viel mehr Gefahr, sich in, im wahrsten Sinne des Wortes, Kleinigkeiten zu verlieren.

Das resultiert wiederum in Outfits wie diesem

Ja – ich war damals auch schuldig, viel zu viele, um Aufmerksamkeit heischende Accessoires, zugleich zu tragen.

Kauft euch also lieber einige wenige hochwertige und zeitlose Accessoires als in die Falle des Accessoire-Overkills zu tappen.

5. KOSTÜMIERUNG

Sobald ihr die Grundlagen einer zeitlosen Garderobe abgedeckt habt und euch eventuell den ersten Maßanfertigungen widmet, lauert bereits der nächste und auf dieser Liste letzte Fail – die Kostümierung.

Ich bin selbst Opfer davon geworden und auch heute stelle ich diese Tendenz bei ganz vielen Neueinsteigern fest.

Um die neue Ausrichtung des eigenen Stils ganz besonders zu betonen, untermalt man ihn mit so vielen Klischees, wie nur möglich.

Dazu zählen Nadelstreifen-Dreiteiler, Hüte, Tab-Krägen mit Nadeln, oder in meinem konkreten Fall Fishtail-Hosen.

Natürlich gibt es einige Leute, wie zum Beispiel den lieben Niklas, denen dieser Stil steht und die darin nicht kostümiert wirken
aber grundsätzlich gilt
tut euch den Gefallen und wählt gemäßigte Details.

Damit einhergehend möchte ich euch auch den gutgemeinten Ratschlag geben, nicht absolut zu jedem Anlass die volle Stilkeule auszupacken und 110% eurer neuen Garderobe aufzufahren.

In einem anderen Beitrag habe ich zwar behauptet, dass es die richtige Entscheidung war, zu Firmenfesten und zur Jägerprüfung formell gekleidet zu gehen, aber ich bin mit Sicherheit nicht stolz darauf, dass ich mit Marineblazer hinterm Grill stand oder in Leinensakko Bierpong gespielt habe.

Abschließend muss ich ganz ehrlich gestehen – so schlimm war ich gar nicht. Zumindest habe ich meine ersten Experimente vorwiegend mit Second-Hand-Kleidungsstücken gemacht oder zu stark reduzierten Preisen bei TK-Maxx eingekauft. Ich kann mich nicht dafür schuldig kennen, dass ich Unmengen in Maßanzüge oder High-End Ready-to-Wear investiert, als ich noch keine Ahnung davon hatte.
Dennoch hat es über ein Jahr gedauert, bis ich mir den ersten blauen Anzug geleistet habe und ein weiteres jahr bis zum ersten weißen Hemd und der grauen Flanellhose.
Doch zu meinem genauen sartorialen Werdegang komme ich mal in einem späteren Video.

Um die Wartezeit darauf zu überbrücken, könnt ihr euch diesen Beitrag durchlesen, in dem ich 5 Gründe nenne, warum genau JETZT die beste Zeit ist, mit dem Aufbau einer zeitlosen Garderobe zu beginnen. Die Fehler, die ihr dabei vermeiden solltet, kennt ihr ja bereits.

Und ich will jetzt ein bordeauxrotes zweireihiges Dinner Jacket aus Rohseide…

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